Thomas B. Lichtenbergh

LETTERS TO A LOVE NEVER FOUND

Das Projekt „Briefe an eine nie gefundene Liebe“ entfaltet sich in dreißigfacher Serialität: dreißig Briefe, dreißig Bilder, dreißig Songtitel. In der Gleichzeitigkeit dieser Formate entsteht ein Archiv des Unvollständigen – ein Resonanzraum der Sehnsucht, der stets ins Offene weist.

Die Briefe, fragmentarisch und von Spuren der Intimität durchzogen, adressieren ein Abwesendes. Sie verfehlen ihr Gegenüber – und genau darin liegt ihre poetische Kraft: das fortgesetzte Schreiben ins Leere als performative Selbstbegegnung. Die Bilder erscheinen als visuelle Echos. Keine Illustrationen, sondern autonome Reaktionen, die das Unsagbare in Unschärfen, Überlagerungen und Störungen sichtbar machen. Zwischen Abstraktion und Konkretion schwebend, verdichten sie den Zustand des Nicht-Erreichten.

Die Songtitel markieren Schwellenräume – Kapitelüberschriften ohne Text, Anrufungen, die Räume für Projektionen, Imaginationen und innere Rhythmen öffnen.

In ihrer räumlichen Anordnung bilden die drei Serien keine lineare Erzählung, sondern eine offene Struktur. Besucher*innen bewegen sich durch ein fragmentiertes Tagebuch, in dem kein Zugang vollständig und keine Ordnung abschließend ist. Das Unvollendete wird zum Prinzip.

Das Projekt versteht das Nicht-Gefundene nicht als Verlust, sondern als produktive Leerstelle. In der Wiederholung der dreißig Adressierungen entsteht eine Topografie des Suchens – ein Paradox, das erfahrbar macht, dass in der Abwesenheit des Anderen die Möglichkeit der Selbstliebe als ästhetische Praxis sichtbar werden kann.


Vita
In Stuttgart geboren, startete er seine künstlerische Laufbahn in den 1990er-Jahren als Fotograf und war bis 2012 in diesem Beruf tätig. Danach legte er seine fotografische Arbeit auf Eis, um einem nahen Angehörigen in einer existenziell bedeutsamen Lebensphase beizustehen.

Während dieser Zeit entstanden – meist nachts und auf sehr reduzierte Weise – seine ersten malerischen Arbeiten.

2013 zeigte er seine Werke erstmals in der Urban Art Gallery Stuttgart, 2015 folgte die Teilnahme an einer Gruppenausstellung der Veranstaltungsreihe „The Artwalk“. Ein Jahr später beteiligte er sich an einem wissenschaftlich begleiteten Kunstprojekt der Stadt Ostfildern in Kooperation mit Demenz Support Stuttgart.

In den Jahren 2017, 2018 und 2019 war er erneut beim Artwalk Stuttgart vertreten. Es folgten Einladungen zu den Gruppenausstellungen „Spontane Spielräume“ (Galerie Z) sowie „Searching for Freedom“ (Stadtgalerie Badehaus Bad Soden, 2020). 2021 nahm er an den Ausstellungen „Limitiertes“ und „Seriell“ teil, 2022 folgten die „Artist Week“und die „Paper Art Weeks“ der Galerie Z.

2023 und 2024 kamen weitere Ausstellungen hinzu – unter anderem in den Stan Studios, der Galerie JO21 und der  Strzelski Galerie