Fabian Hübner

Fabian Hübner

Die Gemälde von Fabian Hübner haben erstmal eine erstaunlich beruhigende Wirkung. Als Betrachter wird man umfangen von diesen großen, eigentümlich leeren, vagen Räumen mit ihren samtig-erdigen, irgendwie erdenden Farben. Der schwungvolle Duktus lässt die Bilder sanft atmen. Die Bilder sind Einladungen und man gesellt sich gerne zu den Menschen und den Häusern, die auf ihren Leinwänden der Dinge harren. Die leise, leicht verlorene Indifferenz, die von allem ausgeht, sickert einem erst nach und nach ins Bewusstsein, viskos, aber unaufhörlich wie Honig. Und das Gegenständliche verliert den vermeintlichen Halt, den es uns Betrachtern angeboten hat.

Den Menschen, sogar den Häusern, haftet etwas Hineingeworfenes an. Sie wirken isoliert in dieser gemalten Welt, aber eine Tristesse will sich trotzdem nicht einstellen. Denn da ist zum einen diese schwebende Leichtfüßigkeit, die von den Bildern ausgeht, ohne dass man sagen könnte, was sie auslöst. Und zum anderen sind die Figuren zugleich vollkommen fokussiert auf ein uns nicht ersichtliches Ziel. Das hat etwas zutiefst Menschliches. Und ist genau deshalb auch zutiefst irritierend. Denn die Menschen sind nicht klar real, sie oszillieren zwischen Schein und Sein, zwischen Modell und menschlichem Wesen. Sie sind niemand und alle zugleich. Haben sie eine Realität, fragt man sich unwillkürlich, so gesichtslos und doch unbeirrt wie sie sind? Und leben sie in diesen Modellhäusern, die augenzwinkernd auf Tischen angerichtet sind wie Kuchen? Diese Bauten ohne Fenster und Türen mit ihren merkwürdig gedrungenen Proportionen wirken, als wären sie nur die Spitze eines Eisberges. Vielleicht liegt die Heimat irgendwo darunter. Heimat. Wieder so ein großes, wankelmütiges Wort.


Es sind vor allem die feinen Details, die in das Schweigen der Bilder hineinsprechen, wenn auch leise.

Da gibt es die Immer wiederkehrenden Motive. Die Häuser natürlich und vor allem die rätselhaften Scheiben, die Oblaten sein könnten oder Heiligenscheine, Spiegel oder Portale oder die Sonne. Sie wirken durch ihre Wiederholung wie Symbole, die man nur entschlüsseln muss, um die Bildrätsel lösen zu können. Aber sie bleiben eisern unverständlich. 

Dann diese erstaunlich akkuraten Kleider der vor allem weiblichen Figuren, diese aparten Blusen, die den nostalgischen Charme der 50er Jahre verströmen. Dieser leicht sepiafarbene Schleier, der alles dämpft und von alten Fotografien erzählt und unsere heutige mediale Reizüberflutung wie einen Traum erscheinen lässt. Offensichtlich ist in den Bildern Fabian Hübners nichts, wie es auf den ersten Blick scheint. Sie sind abstrakt und gegenständlich zugleich, humorvoll und melancholisch, tiefgründig und leichtfüßig. Sie bringen Gewissheiten unmerklich ins Wanken.

Vivien Siegmund


1982 geboren in Freiburg i. Brsg.

2007-2014 Studium der Malerei an der Akademie der bildenen Künste Stuttgart


Ausstellungen (seit 2018)

2023

Lucid Moments, Galerie Wiedmann, Stuttgart

2022

SUPER, Strzelski Galerie, Stuttgart

2021

Elusive Reality , CAI Gallery, Kortrijk (BE)

Fensterbilder, 44. Kunstpreis, Sparkasse Karlsruhe, Karlsruhe

Kunstwinter, Galerie K, Staufen

2020

An/Abwesend, Labyrinth, Stuttgart

Secret Walls Gallery Bonatzbau (in cooperation with Kunstmuseum Stuttgart) Stuttgart

Apocalypse Ciao Galerie Schacher, Stuttgart

2019

Kunstsommer Galerie K, Staufen

Galerie  Gabriela Domeisen, Zürich(CH)

2018

Gruppenausstellung Kulturinsel, Stuttgart




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